Inhalt:
Für einen Moment hat er alle
Aufmerksamkeit: Max Dillon alias Electro (Jamie Foxx) blickt sich um am
Times Square, und sieht auf allen Videowänden sein Bild. Dann taucht
Spider-Man auf, die Kameras wenden ihre Neugier – die Welt gehört wieder
ganz dem Helden.
Electro ist
zunächst eine tragische Figur in „The Amazing Spider-Man 2“: Vor dem
Unfall, der ihn zum übernatürlichen Herren über elektrische Kräfte
macht, ist Max ein kleiner, eifriger Angestellter des Oscorp-Konzerns,
der darunter leidet, dass ihn niemand wahrnimmt. Electro ist Opfer der
Gesellschaft und skrupelloser Finsterlinge – umso befremdlicher, dass
der Film ihn dann später doch zum reinen, blaublitzenden Monster macht. Ausgerechnet der Held lässt Max’
schlimmsten Albtraum in Erfüllung gehen, die völlige Unsichtbarkeit:
Electro explodiert rückstandsfrei; kein Fitzelchen bleibt, kein Wort des
Mitleids.
(c) Sony Pictures Germany |
Aufmerksamkeit ist
eins der teuersten Güter geworden in unserer Kultur. Jede
Vorab-Markenbekanntheit wird entsprechend ausgenutzt: Die Fortsetzung
des übereilten „Spider-Man“-Neustarts ist nur Auftakt für mehr. Sony
will einen Lizenz-Seitenarm des Marvel-Universums nun auch nach dem
Vorbild von Disneys Avengers-Galaxie ausschlachten, hat schon bis 2018
weitere „Spider-Man“-Fortsetzungen und Ableger („The Sinister Six“,
„Venom“) geplant. Und im Grunde ist „The Amazing Spider-Man 2“ ein Film
über die Last, eine Marke zu sein: Peter Parker hadert damit, als
Spider-Man den Hoffnungsträger für eine ganze Stadt geben zu müssen,
auch wenn ihn privat Beziehungsprobleme oder schnöder Schnupfen plagen.
Meine Bewertung:
Zunächst
erzählt der Film mit viel Witz, Charme, Verve
und mit Enthusiasmus für die Superkräfte – das 3D ist immerhin in ein
paar Szenen für mehr gut als nur für den Ticketpreis-Aufschlag.
Regisseur Marc Webb beweist viel sein Gespür fürs Zwischenmenschliche.
Und mit Andrew Garfield und Emma Stone hat er Darsteller, die ihre
Figuren sympathisch und glaubhaft zum Leben erwecken. Aber zunehmend
wird der Film überfrachtet und am Ende blieb ich mit einem sehr gemischten Gefühl im Kinosessel sitzen ( wartend auf die typische MARVEL Szene im Abspann ).
Wie
schon Sam Raimis Interpretation erliegt auch dieser Spider-Man dem Hang
zu überdeutlichen Botschaften: Gwen Stacy hält eine Carpe-Diem-Rede, was denn für mich zum größten WTF-Moment des Films führt. Die
dramatischen Diskussionen häufen sich zwischen Peter und Gwen, seiner
Ziehmutter und Tante (Sally Field), seinem einst besten Freund Harry
(Dane DeHaan), nun Oscorp-Erbe und auch mit Super-Serum vergiftet. Der
Ernst, die Vorbereitungen für die nächste Fortsetzung lassen diesen Film
nach zweieinhalb Stunden schwer schnaufen. Und erst zum Schluss muss
ein kleiner Bub im Kinderkostüm dran erinnern, dass Superhelden mal
nicht Franchise-Unternehmer waren, sondern Sinnbild für einen naiven
Glauben ans Gute.
Fazit:
Ein Film der mit entspanntem Erzählrhythmus und dem Verzicht auf Gigantomanie einen Spiderman zeigt, der leider nicht sein ganzen Potential entfalten kann. Ich hätte mir eine mehr düstere Spiderman Welt gewünscht. Und den Einsatz von Rhino hätte man sich wirklich sparen können. 7 von 10 Punkte.
Bild (c) Sony Pictures Germany