Voller Idealismus besteigt Ludwig (Sabin Tambrea, später: Sebastian
Schipper) im Alter von 18 Jahren den bayerischen Thron. In einer Zeit,
in der Krieg und Armut allgegenwärtig sind, glaubt er an eine bessere
Welt und möchte seine Macht dafür einsetzen, dass sein Volk in Frieden
und Glück leben kann. Sein Reich soll zum Mittelpunkt der Schönheit
werden, Kunst und Kultur sollen aufblühen, statt in Waffen möchte Ludwig
die Staatsgelder in Theater, Musik und Bildung investieren. Er liebt
die Opern Richard Wagners, seine Leidenschaft und Bewunderung für seine
Werke und deren Sagenwelten sind so groß, dass er den umstrittenen
Komponisten (Edgar Selge) an seinen Hof holt.
Er stürzt sich mit
anfänglich großem Interesse ins politische Geschäft, besetzt mit den
Jahren wichtige Posten des Hofstaats mit Vertrauten und schmiedet
Allianzen. Doch die Umstände seiner Zeit sind gegen ihn. So wird sein
geliebtes Reich in Kriege mit Preußen und Frankreich verwickelt und
erleidet bittere Niederlagen. Seine Minister rebellieren gegen die
kostspielige Förderung Wagners. Seine schon fest geplante, vom Volk
ersehnte Hochzeit sagt er wieder ab, weil er sich eingestehen muss, dass
ihn mit seiner Verlobten (Paula Beer) nicht mehr verbindet als innige
Freundschaft.
Ludwig kommt nicht zur Ruhe, zu tief sind auch die
Abgründe seiner Seele, die ihn quälen und verzweifeln lassen.
Desillusioniert zieht er sich zurück und flüchtet sich - während seine
Gegner sich formieren und ihn stürzen wollen - mit seinen Schlössern in
ein Traumreich der Phantasie. Bis zu seinem tragischen Tod, der wie
Ludwig selbst bis heute "ein ewig Rätsel" bleibt ...
Der Kinofilm
LUDWIG II. begibt sich auf die Spuren einer genauso schillernden wie
zerrissenen Persönlichkeit. Von Ludwigs Besteigung des Throns in jungen
Jahren bis zu seinem Tod erlebt man im Film einen Menschen, der eine
bessere Welt erschaffen möchte, sich nach Nähe sehnt und nach Schönheit
strebt, der aber - gefangen zwischen persönlichem Sein und dem Anspruch
seines königlichen Amtes - an den Zwängen der Realität scheitert und
zerbricht. So ist der Film ein sehr nahes, fast privates und dadurch
sehr bewegendes und packendes Portrait Ludwigs geworden, das den
Menschen hinter dem Mythos zeigt und Einblicke in sein Seelenleben
gewährt, wie ich sie bisher noch nicht erleben konnte.
Ein Portrait, das
weit über Ludwigs unsterbliche Bauten hinaus deutlich macht, warum
dieser Mensch zum Mythos geworden ist, warum er uns heute, mehr als 125
Jahre nach seinem Tod, immer noch und mehr denn je fasziniert. Regie
führten Peter Sehr und Marie Noëlle, die auch gemeinsam das Drehbuch
entwickelten und sich dabei auf neueste Erkenntnisse wie bislang
unbekannte Briefwechsel stützten. Alles in Allem ein sehr guter (deutsch-österreichischer) Film, der mir die Person Ludwig II. näher gebracht hat. 8 von 10 königlichen Punkte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen