Donnerstag, 27. Juni 2013

Superman of Steel

Auch wenn der Sommer noch auf sich warten läßt, hat der KINO-Sommer bereits begonnen. Mit Man of Steel erreicht uns nach Star Trek: Into Darkness der zweite Blockbuster des Jahres.


Worum geht’s?- Jor-El, Bewohner des untergehenden Planeten Krypton, schickt seinen neugeborenen Sohn in einer Raumkapsel zur Erde, um ihm das Leben zu retten und den Fortbestand seines Volkes zu ermöglichen. Der Junge wächst als Clark Kent in Kansas auf und versucht auf Rat seines Adoptivvaters, seine übermenschlichen Fähigkeiten zu verheimlichen. Doch als General Zod, der den Untergang Kryptons ebenfalls überlebte, Jagd auf den inzwischen erwachsenen Clark macht, muss dieser Jacke gegen Cape tauschen und sich als das zu erkennen geben, was er wirklich ist.

Wie ist der Film? - Die mitunter berühmteste Schöpfung der Popkultur ist wieder gänzlich in der Gegenwart angekommen, nicht mehr nur eine Legende, „Man of Steel“ sei Dank. Den Beliebtheitsvorsprung von Batman wird Superman vermutlich nicht mehr einholen können, zumal der rotgestiefelte Comicheld bis vor Kurzem nur eine inzwischen angestaubte, unglücklich verlaufene Tetralogie (1978 bis 1987) sowie einen im Großen und Ganzen enttäuschenden Wiederbelebungsversuch („Superman Returns“, 2006) vorzuweisen hatte, was international vermarktete Kinofilme betrifft. Umso wichtiger, dass nun auch Superman die Leinwandadaption erfahren hat, die die aktuelle Generation verdient.



Wenig überraschend stecken hinter „Man of Steel“ die Macher der sensationell erfolgreichen „The Dark Knight“-Trilogie, speziell der Produzent Christopher Nolan. Er verfolgt für mich das lohnenswerte Ziel, diesen Helden aktueller und greifbarer zu machen. Die Ähnlichkeiten in der Handschrift sind erkennbar, allein schon durch den ziemlich ernsten Ansatz, doch keine Sorge: „Man of Steel“ kopiert nicht einfach Nolans düstere Batman-Ästhetik, sondern passt den Stil der ganz anders aufgebauten Hauptfigur an.

Die teils bewusst wackelige Handkamera war für mich gewöhnungsbedürftig und für ein derartig pompöses Projekt ungewöhnlich, funktioniert für mich aber und schafft es in der Regel, das Publikum näher ans Geschehen zu holen. Hans Zimmers gewohnt gewichtige Musik bleibt nicht im Kopf, unterstützt die Handlung aber mehr als hinreichend.


Der Hauptdarsteller, welcher von Henry Cavill sehr gut in Szene gesetzt wird, wirkt teilweise menschlicher als alle menschlichen Charaktäre im Film.


nicht Wolverine sondern Superman

Auch Größen wie Russel Crowe („Gladiator“), Kevin Costner („Waterworld“), Diane Lane („Judge Dredd“) und Laurence Fishburne („Predators“) liefern allesamt nie herausragende, aber gute Leistungen ab. Michael Shannon gibt für mich als General Zod einen effektiven, ambivalenten Bösewicht. Fast cooler ist allerdings Zods rechte Hand Faora, gespielt von der Deutschen Antje Traue, dank ihrer absoluten Emotionslosigkeit und den coolen Sprüchen. Allein Amy Adams ist für mich eine Fehlbesetzung bzw. die Figur Louis Lane total überflüssig für den Film. Da musste mal wieder ein Love Interest her und damit wars dann auch schon.

„Man of Steel“ ist bezeichnend für einen Superheldenfilm der 2010er: eine sehr detaillierte Exposition, viele Zeitsprünge, 3D und ein bohrender Blick ins Innenleben der Hauptfigur. Diese Eigenschaften gestalten die typischerweise überlange Laufzeit auch durchaus kurzweilig und zeigen unverfälscht, was Superheldentum bedeutet: Identitätskrise und Hoffnung. Der optionale 3D-Effekt ist allerdings so dezent eingesetzt, dass er nichts Wesentliches zum Film beiträgt, zumal auch bloß in 2D gedreht wurde. Dennoch sind einige 3D Szenen schön anzuschauen.


Das effektgeladene letzte Drittel grenzt an Reizüberflutung bzw. die 20minütige Zerstörungsorgie war mehr als überflüssig und strapazierte nicht nur meine Nerven. Also wer aufs Klo muss, sollte es hier tun, denn ausser einigen zerstörten Hochhäusern verpasst man nichts. Darüber hinaus ist „Man of Steel“ aber ein sehr stimmiger, visuell hervorragender und feinfühlig erzählter Sommerblockbuster, der den Superman-Mythos gründlicher erforscht als je zuvor, ohne ihn zu beschädigen. 8,5 von 10 Punkte von mir für den Mann aus Stahl.

PS: und ihr braucht nicht bis nach dem Abspann warten - dieses Mal gibts leider NICHTS ;(